Forschung im Dialog mit Politik und Praxis

Was tut die Versorgungsforschung?

Die Versorgungsforschung ist ein anwendungsorientierter Wissenschaftszweig, der sich mit der Versorgung von kranken und gesunden Menschen befasst. Sie wurde in den 1960er Jahren von John Wennberg am Dartmouth College (USA) begründet und hat in den USA, im Vereinigten Königreich und in Skandinavien eine lange Tradition. Sie bearbeitet drei Ebenen:

  • Auf der Mikroebene liegt der Schwerpunkt der Versorgungsforschung auf den Versorgungsinteraktionen zwischen individuellen Leistungserbringenden und Patient:innen.
  • Auf der Mesoebene liegt der Fokus auf den institutionellen Leistungserbringenden, auf der Organisation und Erbringung von Gesundheitsleistungen und medizinischer Versorgung sowie auf der Beurteilung von Versorgungsleistungen in Bezug auf Qualität, Wirksamkeit oder Angemessenheit.
  • Auf der Makroebene steht das Gesundheitssystem im Zentrum (Gesundheitssystemforschung). Es werden beispielsweise rechtliche und gesundheitspolitische Fragen sowie Fragen zur Finanzierung und zu Gesundheitsdaten bearbeitet.

Die Versorgungsforschung liefert fundierte wissenschaftliche Grundlagen und Analysen für die Steuerung und Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und letztlich für eine bessere Versorgung der Menschen in der Schweiz. Entscheidungsträger:innen im Schweizer Gesundheitssystem sind auf die Ergebnisse dieser Forschung angewiesen, um evidenzinformierte Entscheidungen zu treffen. Dies hilft, das Gesundheitssystem auf Herausforderungen vorzubereiten und den Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten.

Wer fördert die Schweizer Versorgungsforschung?

Die Schweizer Versorgungsforschung wurde und wird von verschiedenen Institutionen und Initiativen spezifisch gefördert:

  • Von 2012 bis 2016 führten die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften SAMW und die Gottfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung das Förderprogramm «Versorgungsforschung im Gesundheitswesen» durch. 
  • Von 2016 bis 2021 setzte die Stiftung Krebsforschung Schweiz mit Unterstützung der Stiftung Accentus (Marlies Engeler-Fonds) ein Forschungsprogramm um, welches in die Nationale Strategie gegen Krebs 2014-2020 eingebettet war und Studien zur Versorgungsforschung in der Onkologie finanzierte.
  • Mit der Lancierung des Nationalen Forschungsprogramms NFP 74 «Gesundheitsversorgung» 2017-2022 setzte der Bundesrat ein klares Signal zur Stärkung der Versorgungsforschung in der Schweiz.
  • Seit 2017 bis Ende 2024 entwickelt das Swiss Learning Health System SLHS, getragen von swissuniversities, im Dialog zwischen verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens evidenzinformierte Lösungen für das Gesundheitssystem.
  • Die Swiss School of Public Health SSPH+ fördert die Doktoratsstufe durch interuniversitäre Lehrangebote (Interuniversity Graduate Campus) sowie postgraduale Ausbildungsprogramme. Sie setzt sich für den Ausbau von grossen Kohortenstudien wie die Citizencohort und Corona Immunitas ein. Zudem fördert sie den Wissenstransfer durch gezielte Science-to-Policy Aktvitivitäten. Seit 2024 bildet sie das Dach von Smarter Health Care.
  • Die Schweiz beteiligt sich im Rahmen von Horizon Europe 2021-2027 am Programm Transforming Health Care Systems THCS sowie am Eureka-Projekt CH-NL «Forschung und Entwicklung im Bereich ehealth and health» und ermöglicht Schweizer Forschenden den Zugang zu diesen Finanzierungsinstrumenten.

Wie können Gesundheitsdaten besser genutzt werden?

Smarter Health Care setzt sich dafür ein, dass Routinedaten wie Abrechnungsdaten von Krankenkassen oder Informationen aus elektronischen Patientendossiers verstärkt für die Versorgungsforschung genutzt werden können, um Hinweise zur Qualität, Wirksamkeit und wirtschaftlichen Effizienz der Versorgung zu erhalten. 

Die Nutzung dieser Daten für die Versorgungsforschung ist in der Schweiz bisher nur eingeschränkt möglich, da diese in isolierten, inkonsistenten Datensilos gespeichert sind. Weiter erschweren unterschiedliche Erfassungs-, Transport-, Speicher- und Validierungsprozesse die Verknüpfung und Auswertung dieser Daten. Zudem wird die Datenverarbeitung zu Forschungszwecken durch verschiedene Gesetze wie das Bundesgesetz über die Forschung am Menschen HFG und über den Datenschutz DSG sowie die kantonalen Datenschutzgesetze geregelt. Dies führt zu oftmals komplizierten und langwierigen Bewilligungsverfahren mit vielen Unsicherheiten für Forschungsprojekte. 

Länder wie Dänemark und das Vereinigte Königreich haben effiziente rechtliche und technische Strukturen für den Gebrauch von Routinedaten geschaffen. Verschiedene Initiativen streben ähnliche Verbesserungen in der Schweiz an:

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